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  • Zeichnung des 19. Jahrhunderts – Bergwelten

  • Die Begeisterung vieler deutschsprachiger Künstler des 19. Jahrhunderts für Italien führte nicht allein dazu, dass italienische Motive weiteste Verbreitung in Zeichnung und Malerei erfuhren. Auch die Welt der Alpen, deren Überquerung einem jeden Aufenthalt in Italien voranging, fand reichlich Niederschlag in der Kunst dieser Zeit. Von besonderem Interesse sind dabei Zeichnungen, die vor Ort entstanden und damit den unmittelbaren Eindruck einer bestimmten landschaftlichen Situation festhielten. Als besonders dienlich erwiesen sich hierzu Skizzenbücher, in denen optische Eindrücke rasch mit dem Bleistift erfasst werden konnten.

    Auch Ludwig Richter zeichnete in Skizzenbücher, als er im Sommer 1823 als Zwanzigjähriger alleine nach Italien reiste und diese Reise ausgiebig dazu nutzte, auch in Ausflügen und Wanderungen abseits seiner eigentlichen Route markante landschaftliche Besonderheiten aufzusuchen und zu zeichnen. Allein die Grafische Sammlung im Museum Folkwang bewahrt 15 Bleistiftzeichnungen Richters, die während dieser Reise entstanden sind. Aufgrund der präzisen Beschriftung und der häufig auf den Tag genauen Datierung der Blätter ist es möglich, die damalige Reiseroute Richters anhand dieses Bestandes nachzuvollziehen. Am 8. August 1823 entstanden vier Zeichnungen vom Traunfall bei Lambach, das nordöstlich von Salzburg liegt, wo Richter sich vom 27. Juni bis zum 5. August aufgehalten hatte. Danach machte sich Richter nach Süden auf und zeichnete am 13. und 14. August die bei Golling an der Salzach gelegenen ›Öfen‹ – ineinandergestürzte Felsen, durch die sich die Salzach ihren Weg bahnt. Dann wanderte Richter die Salzach entlang in Richtung Lend, das er am 15. August erreichte und in dessen Nähe er eine enge Felsklamm festhielt, durch die sich der Fußweg bahnte. Von Innsbruck aus, wo Richter am 24. August ankam und bis zum 5. September blieb, überquerte er im Morgenrot des 6. September den Brenner, wovon eine weitere Zeichnung zeugt, auf der Richter mit knappen Worten die faszinierende Wirkung des morgendlichen Lichts fixiert: „die Hörner golden glänzend / blau feuchte Schatten“.
    Neben solch nahsichtigen Landschaftsausschnitten, wie sie dem Wanderer sehr häufig zu Gesicht kommen, zeichnete Richter auch die seltener zu sehenden großen Panoramen, etwa das ›Tännengebirge‹ oder den Blick auf den ›Untersberg bei Salzburg‹, der sich hinter einer breiten Ebene erstreckt. Unabhängig von der Frage des gewählten Ausschnitts faszinieren Richters Alpen-Zeichnungen durch die Unmittelbarkeit, mit der er das Gesehene festgehalten hat, jenseits der bis dato üblichen Konventionen zum Bildaufbau einer Landschaftszeichnung, wie sie nur wenige Jahre zuvor noch von Adrian Zingg formuliert und beachtet worden waren.
    Jenseits solcher Skizzenbuchblätter entstanden auch großformatigere Zeichnungen, etwa Karl Ludwig Seegers Darstellung des ›Jochbergs‹ in den bayerischen Voralpen, bei der trotz der taggenauen Datierung auf den 19. Mai 1834 aufgrund ihrer Größe nicht klar zu entscheiden ist, ob sie aus der unmittelbaren Anschauung entstand, oder ob Seeger kleinere Skizzen als Grundlage verwendete, die er dann in ein größeres Format übertrug. Gleiches gilt für Christian Morgensterns wenige Jahre jüngere Darstellung des ›Schwarzen Sees in den Vogesen.‹ Beide Blätter verbindet ein großes Interesse an der Darstellung der jeweils sehr unterschiedlichen geologischen Charakteristika.
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  • Exh_Title_S: Zeichnung des 19. Jahrhunderts – Bergwelten
  • Exh_Id: 100.616
  • Exh_Comment_S (Verantw): Grafische Sammlung
  • Exh_SpareNField01_N (Verantw ID): 186
Werke
Traunfall
Traunfall
Traunfall
Traunfall
Die Oefen
Die Klamm bei Lend
Wasserfall bei Lend
Am Brenner im Morgenrot
Gebirgsklamm
Gollinger Wasserfall
Ansicht vom Gaisberg
Das Tännengebirge bei Salzburg
Der Untersberg bei Salzburg
In der Ramsau bei Salzburg
Der Lattenberg vom Mönchsberg
Thun
  • Richter, Adrian Ludwig
  • Thun, 1826

Der Jochberg
Der Schwarze See in den Vogesen
Berglandschaft
Flusslandschaft mit felsigem Ufer
Berglandschaft
Blick über Aosta auf den kleinen St. Bernhard
Bauernhäuser in Partenkirchen