Museum Folkwang Sammlung Online
  • Chronologische Einblicke in die Fotografische Sammlung – Fotografie nach 1945

  • Künstlerische und angewandte Fotografie deutscher und internationaler Bildautoren bilden den Sammlungsschwerpunkt für die Zeit nach 1945.


    Subjektiver Gestaltungswillen

    Die umfangreichen Bildkonvolute der Gruppe ›fotoform‹ und der von Otto Steinert zusammengefassten Exponate der Ausstellungstriologie ›subjektive fotografie‹ stehen für die künstlerischen Bestrebungen einer Fotografengeneration, die in der Nachkriegszeit ihren selbst erhobenen Ansprüchen nach freien und bewusst gestalterischen Bildlösungen folgten. Für ihre fotografische Interpretation der Wirklichkeit knüpften sie an die Experimente der fotografischen Avantgarde der 1920/30er Jahre an. Während die Gruppe ›fotoform‹, zu der u. a. die Fotografen Otto Steinert, Ludwig Windstosser, Wolfgang Reisewitz und Peter Keetman gehörten, in ihrer Zielsetzung zunächst noch das Formale in der Bildgestaltung betonte, verweist das Konvolut ›subjektive fotografie‹ auf ein umfassenderes Konzept, das die berichtende internationale Fotografie einschließt.


    Angewandte Fotografie

    Auch auf dem Feld der angewandten Fotografie waren präzise Gestaltung und kreative Bildlösungen gefragt. Mit dem ›Wirtschaftswunder‹ der 1950er Jahre war den künstlerisch ambitionierten Berufsfotografen ein ebenso vielfältiges wie wesentliches Terrain für ihren Lebensunterhalt gegeben. Neben den fotografischen Nachlässen von Steinert und Keetman sind in der Sammlung große Werkgruppen von Gebrauchsfotografen wie Ewald Hoinkis, Willi Moegle oder Nils Laugesen vorhanden, die Einblick in das weite Feld der Architektur-, Industrie-, Sach- und Modefotografie bieten. Die überwiegend minimalistisch aufgefassten Stillleben des amerikanischen Fotografen Irving Penn entstanden im editorischen, werblichen und künstlerischen Kontext.
    Durch große Werkgruppen deutscher Fotografen ist auch der dokumentarische Bildjournalismus dieser Zeit vertreten: Erwähnt seien Rolf Gillhausens Bildreportagen , der vor allem als ambitionierter Bildredakteur der Magazine ›Stern‹ und ›Geo‹ bekannt und mit einer ersten Ausstellung in Essen 1986 als Fotograf gewürdigt wurde. Weitere Fotografien und Reportagen stammen von Eberhard Seeliger, Robert Lebeck, Jürgen Heinemann oder Barbara Klemm. Mit Arbeiten von Eugene Richards, Leonard Freed, Gilles Peress oder Edward Adams bietet die Folkwang Sammlung darüber hinaus einen Einblick in die internationale Spannbreite dieses Genres, in das individuell differenzierte Engagement und die entsprechenden Visualisierungsstrategien.


    Ungewohnte, individuelle Statements

    Der deutschstämmige Schweizer Robert Frank, der mit ›The Americans‹ 1955 ein sehr persönliches, gesellschaftskritisches Statement vorstellte, leistete einen frühen Beitrag für die Emanzipation der berichtenden Fotografie als künstlerisches Ausdrucksmittel. Außerhalb der Aufträge wurden die dokumentarischen Qualitäten von Fotografie und Film zusehends zu selbstreflexiven, experimentellen oder metaphorischen Stellungnahmen eingesetzt. Skurrile, tragik-komische, hintergründige und schonungslose Bildbeispiele dieser Entwicklung sind in der Sammlung durch Namen wie Lee Friedlander, Larry Fink, Garry Winogrand und Lary Clark aus den USA oder durch den Tschechen Josef Koudelka präsent.


    Facetten des Portraits

    Auch die vielseitige und genreübergreifende Darstellung des Menschen innerhalb dieser Zeitperiode ist in der Folkwang Sammlung präsent: mit Steinerts streng komponierten Aufnahmen von Nobelpreisträgern aus den 1960ern; mit Beispielen von Richard Avedon und Irving Penn oder mit Diane Arbus Portraits, die gesellschaftliche Extreme erfasst. Die zwei Arbeiten von Arnulf Rainer, Beispiele seiner medien- und selbstreflexiven Erkundungen aus der Serie ›Faces Farces‹ wurden in der Sammlung durch Beispiele seiner Photomatons ergänzt.
    Beispielhaft für die unterschiedlichen Charakterisierungen der »Deutschen« in den 1960/70ern stehen Bilder aus Projekten des Schweizers René Burri, der Amerikaner Leonard Freed und Will McBride sowie der deutschen Fotografen Stefan Moses, Gabriele und Helmut Nothhelfer oder Timm Rautert.
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  • Exh_Title_S: Chronologische Einblicke in die Fotografische Sammlung – Fotografie nach 1945
  • Exh_Id: 100.475
  • Exh_Comment_S (Verantw): Fotografische Sammlung
  • Exh_SpareNField01_N (Verantw ID): 184
Werke
Solitude
En 2958 après les mutations
Maske einer Tänzerin
Die Bäume vor meinem Fenster 1
Schimmernde Schallplatte
Schnee-Inseln
Königspinguine mit Auto, Persiflage
Three Steel Blocks, New York
Red Apples, New York
Hoover Dam, Nevada
Port Gibson, Mississippi: In Front of the High School
Holy Family on Moto
Los Angeles
New Arrival, Diagnostic, Texas
From the Series: Tulsa
Coney Island
Ohne Titel (Kinder, Tischtennisspiel)
Deutsche Hochschule für Körperkultur, Leipzig, DDR
Bildnis Percy Ernst Schramm, Historiker, aus der Serie: Nobelpreisträger und Mitglieder des Ordens ´Pour le mérite'"
John Ford, Director, Bel Air, California
aus der Serie: Face Farces
Mülheim an der Ruhr